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Matthias Claudius - Abendlied

2014-06-11 1 Dailymotion

Der Mond ist aufgegangen, <br />Die goldnen Sternlein prangen <br />Am Himmel hell und klar; <br />Der Wald steht schwarz und schweiget, <br />und aus den Wiesen steiget <br />Der weisse Nebel wunderbar. <br />Wie ist die Welt so stille <br />Und in der Dämmrung Hülle <br />So traulich und so hold! <br />Als eine stille Kammer, <br />Wo ihr des Tages Jammer <br />Verschlafen und vergessen sollt. <br />Seht ihr den Mond dort stehen? - <br />Er ist nur halb zu sehen <br />Und ist doch rund und schön! <br />So sind wohl manche Sachen, <br />Die wir getrost belachen, <br />Weil unsre Augen sie nicht sehn. <br />Wir stolze Menschenkinder <br />Sind eitel arme Sünder <br />Und wissen gar nicht viel; <br />Wir spinnen Luftgespinste <br />Und suchen viele Künste <br />Und kommen weiter von dem Ziel. <br />Gott, laß uns dein Heil schauen, <br />Auf nichts Vergänglichs trauen, <br />Nicht Eitelkeit uns freun! <br />Laß uns einfältig werden <br />Und vor dir hier auf Erden <br />Wie Kinder fromm und fröhlich sein! <br />Wollst endlich sonder Grämen <br />Aus dieser Welt uns nehmen <br />Durch einen sanften Tod! <br />Und, wenn du uns genommen, <br />Laß uns in Himmel kommen, <br />Du unser Herr und unser Gott! <br />So legt euch denn, ihr Brüder, <br />In Gottes Namen nieder; <br />Kalt ist der Abendhauch. <br />Verschon uns, Gott! mit Strafen, <br />Und laß uns ruhig schlafen! <br />Und unsern kranken Nachbar auch!<br /><br />Matthias Claudius<br /><br />http://www.poemhunter.com/poem/abendlied/

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