O Freunde, nicht diese Tone! <br />Sondern lasst uns angenehmere anstimmen <br />Und freudenvollere! <br /> <br />Freude schoner Gotterfunken, <br />Tochter aus Elysium, <br />Wir betreten feuertrunken, <br />Himmliche dein Heiligtum! <br />Deine Zauber binden wieder, <br />Was die Mode Streng geteilt; <br />Alle Menschen werden Bruder, <br />Wo dein sanfter Flugel weilt <br /> <br />Wem der gross e Wurf gelungen, <br />Eines Freundes Freund zu sein, <br />Wer ein holdes Weib errungen, <br />Mische seinen Jubel ein! <br />Ja, wer auch nur eine Seele <br />Sein nennt auf dem Erdenrund! <br />Und wer's nie gekonnt, der stehle <br />Weinend sich aus diesem Bund <br /> <br />Freude trinken alle Wesen <br />An den Bursten der Natur; <br />Alle Guten, alle Bosen <br />Folgen ihrer Rosenspur <br />Kusse gab sie uns und Reben, <br />Einen Freund, gepruft im Tod; <br />Wollust ward dem Wurm gegeben, <br />Und der Cherub steht vor Gott! <br /> <br />Froh, wie seine Sonnen fliegen <br />Durch des Himmels pracht'gen Plan, <br />Laufet, Bruder, eure Bahn, <br />Freudig, wie ein Held zum Siegen <br /> <br />Seid umschlungen, Millionen <br />Diesen Kuss der ganzen Welt! <br />Bruder! Uber'm Sternenzelt <br />Muss ein lieber Vater wohnen <br />Ihr sturzt nieder, Millionen? <br />Ahnest du den Schopfer, Welt? <br />Such' ihn uber'm Sternenzelt! <br />Uber Sternen muss er wohnen<br /><br />Friedrich Schiller<br /><br />http://www.poemhunter.com/poem/ode-an-die-freude/
