André Heller - Mein Freund Schnuckenack 1980 <br /> <br />Original von 1976 <br /> <br />Mein Freund Schnuckenack, der Zigeuner, <br />sagt: Ich mach dir eine Phantasie. <br />Und dann zeigt er mir sein rechtes Bein, <br />ganz aus Leder bis unter das Knie. <br />Das geschah ihm in Mauthausen, <br />war ein Unfall der ss, zwischen Schüssen <br />musst er tanzen, und sie riefen: So ist Jazz! <br /> <br />Mein Freund Schnuckenack ist Verlierer, <br />von Geburt und von Beruf, setzt er Geld <br />auf Nummer Sicher, bricht dem Favorit der Huf. <br />Er möbliert sich die Verzweiflung <br />mit Absinth und Mescalin <br />An den Abenden der Männer sieht man ihn <br />das Messer ziehen. <br />Dieses scharfe Silberfischlein, <br />das die Wunden rasch bereist, ist ihm <br />schweigsame Verwandschaft <br />wenn die Zärtlichkeit vereist. <br /> <br />Mein Freund Schnuckenack nennt das Leben <br />eine Lehre, die man hat, <br />wenn man sie nicht mehr gebrauchen kann, <br />und er hat dei Lehren satt. <br />Zwischen tausend Tabernakel sucht er Gott <br />wie eine Laus <br />Denn er will ihn höflich fragen, <br />ob er rechnet mit Applaus
