Reinhard Mey - Ankomme Freitag den 13. 1969 <br /> <br />Es rappelt am Briefschlitz, es ist viertel nach sieben. <br />Wo um alles in der Welt sind meine Latschen geblieben? <br />Unter dem Kopfkissen nicht und auch nicht im Papierkorb, <br />dabei könnte ich schwören, sie war'n gestern noch dort! <br />Also dann eben nicht, dann geh ich halt barfuss. <br />Meine Brille ist weg, liegt sicher im Abfluss <br />der Badewanne, wie immer, na -, ich seh auch gut ohne <br />und die Brille hält länger, wenn ich sie etwas schone. <br />So tapp' ich zum Briefschlitz durch den Flur unwegsam, <br />fall über meinen Dackel Justus auf ein Telegramm. <br />Ich les es im Aufsteh'n mit verklärter Miene <br />Ankomme Freitag, den 13., um vierzehn Uhr, Christine, <br />ankomme Freitag, den 13., um vierzehn Uhr, Christine. <br />La, la, la, la, ... <br /> <br />Noch sechseinhalb Stunden, jetzt ist es halb acht. <br />Vor allen Dingen ruhig Blut, mit System und mit Bedacht. <br />Zunächst einmal anziehn, - halt, vorher noch waschen! - <br />Da find ich die Pantoffeln in den Schlafanzugtaschen. <br />Das Telefon klingelt: Nein, ich schwöre falsch verbunden, <br />ich bin ganz bestimmt nicht Alfons Yondrascheck, - noch viereinhalb <br />Stunden. <br />Den Mülleimer raustragen, zum Kaufmann gehn, <br />Kopfkissen neu beziehen und Knopf an Hose nähn. <br />Tischdecke wechseln, - ist ja total zerrissen, <br />hat wahrscheinlich der kriminelle Dackel auf dem Gewissen, <br />und wahrscheinlich war der das auch an der Gardine! <br />Ankomme Freitag, den 13., um vierzehn Uhr, Christine, <br />Ankomme Freitag, den 13., um vierzehn Uhr, Christine, <br />La, la, ... <br /> <br />Zum Aufräumen ist keine Zeit, ich steck alles in die Truhe, <br />Abwasch, Aschenbecher, Hemden, so, jetzt hab ich Ruhe. <br />Halt, da fällt mir ein, ich hatte ihr doch fest versprochen: <br />An dem Tag, an dem sie wiederkommt, wollte ich ihr etwas kochen! <br />Obwohl ich gar nicht kochen kann! Ich will es doch für sie versuchen! <br />Ich hab auch keine Ahnung vom Backen und back' ihr trotzdem einen <br />Kuchen. <br />Ein Blick in den Kühlschrank: drin steht nur mein Wecker <br />Noch mal runter zum Lebensmittelladen und zum Bäcker. <br />Rein in den Fahrstuhl und Erdgeschoss gedrückt. <br />Der Fahrstuhl bleibt hängen, der Dackel wird verrückt. <br />Nach dreiviertel Stunden befreit man mich aus der Kabine. <br />Ankomme Freitag, den 13., um vierzehn Uhr, Christine, <br />Ankomme Freitag, den 13., um vierzehn Uhr, Christine, <br />La, la, ... <br /> <br />Den Dackel anbinden vor'm Laden, aber mich lassen sie rein, <br />ich kaufe irgendwas zum Essen und drei Flaschen Wein, <br />eine Ente dazu, - ich koche Ente mit Apfelsinen, - <br />für den Kuchen eine Backform, eine handvoll Rosinen. <br />"Darf's für 20 Pfennig mehr sein? Im Stück oder in Scheiben?" <br />"Ist mir gleich, ich hab das Geld vergessen, würden sie's bitte <br />anschreiben?" <br />Ich pack alles in die Tüte. Vorsicht, nicht am Henkel anfassen, <br />sonst reissen die aus! Na, ich werd schon aufpassen! <br />Rabatz vor der Tür, der Dackel hat sich losgerissen <br />und aus lauter Übermut einen Polizisten gebissen. <br />Da platzt meine Tüte, es rollt die Lawine ... <br />Ankomme Freitag, den 13., um vierzehn Uhr, Christine, <br />Ankomme Freitag, den 13., um vierzehn Uhr, Christine, <br />La, la, ...